Ein Autor erzählt: Mein Weg zum Hörbuch
Autor Markus Mattzick dachte erst, er bräuchte keine Hörbuchversion seines Sci-Fi-Romans. Hier erfährst du, warum er seine Meinung geändert hat – und wie das Hörbuch ins Leben gerufen wurde.
Wenn wir Lesen lernen, dann geschieht dies Buchstabe für Buchstabe. Wer einer Erstklässlerin beim ersten Vorlesen zuhört, bekommt das anschaulich demonstriert. Sobald wir etwas geübter sind, erkennen wir die Wörter mehr an der Form als an den Buchstaben. Manchmal reicht es, wenn nur die ersten und letzten Buchstaben an der richtigen Stelle stehen. Bsiepeile düfar gibt es im Netz eneigi. Durchschnittliche Leser:innen erreichen eine Lesegeschwindigkeit von 200 bis 240 Wörter pro Minute, gute kommen auf etwa 400, manche sogar auf über 800 bei gleichzeitiger Steigerung des Textverständnisses.
Ich selbst bin irgendwo zwischen diesen 400 und den 800 und bisher sind alle meine Versuche, geduldig ein Hörbuch zu konsumieren, gescheitert. Natürlich könnte man das Vorlesetempo erhöhen, aber es beansprucht meine Aufmerksamkeit anders als ein geschriebenes Buch. Interessanterweise habe ich früher gerne Hörspiele gehört, allerdings arbeiten diese auch mit Soundeffekten und verschiedenen Stimmen.
Audio-Boom: Neue Leser beflügeln die wachsende Beliebtheit von Audio-Inhalten in Deutschland
Während Hörbücher also an mir nahezu komplett vorbeigegangen sind, sind sie das Segment im Buchmarkt, das in den letzten Jahren einen Wachstum erfahren hat. Als mich, noch vor der Veröffentlichung meines Romans, die ersten Fragen »Gibt es auch ein Hörbuch?« erreichten, konnte ich mir das nicht vorstellen.
Als es dann mehr Fragen wurden, habe ich angefangen, mich über die üblichen Wege zur Produktion (und Veröffentlichung) informiert.
Der (für Autor:innen) wohl einfachste Weg ist es, ein Exposé an einen Hörbuchverlag zu schicken, dort ist man idealerweise vom Manuskript begeistert, zahlt einen Vorschuss, übernimmt die Produktion und Vermarktung und die Schreibenden erhalten Tantiemen. Der Verlag wird sich, nachvollziehbarerweise, Werke aussuchen, bei denen sich genügend Hörer:nnen finden lassen werden. Hat man vom eigenen Buch genügend verkauft, steigen hier die Chancen auf eine Vertonung, ein Garant ist es jedoch nicht.
Auf dem anderen Ende sind Autor:innen, die das eigene Buch selbst einlesen. Das kann man schon mit relativ einfachen Mitteln machen, jedoch steht man schnell vor dem ein oder anderen Problem: Wenn die Umgebung, in der man aufnimmt, nicht ruhig ist, muss man entsprechende Vorbereitungen treffen. Tatsächlich gibt es Autor:innen, die sich in einen Schrank zurückziehen, um dort in Ruhe aufnehmen zu können. An Technik braucht es ein gutes Mikrofon, optimalerweise ein entsprechendes Audiointerface (mit integriertem oder separaten Mikrofonvorverstärker) und einen Computer zum Aufzeichnen. Wie beim Buchschreiben ist die Arbeit mit dem Ende der Aufnahme nicht fertig: Es gilt Pausen, Versprecher, Husten und andere ungewollte Nebengeräusche herauszuschneiden und die Lautstärke anzugleichen (optimalerweise wurde immer unter gleichen Bedingungen aufgezeichnet). Danach bereitet man die Aufnahme für den Upload an die entsprechenden Dienste vor, bzw. an einen Dienstleister, der die Hörbuchanbieter beliefert.
Liste: 4 tolle Orte, an denen Selfpublisher Netzwerken können
Unabhängig davon, ob man ein Hörbuch veröffentlichen möchte oder nicht, lohnt sich eine solche Aufnahme als Qualitätskontrolle für den eigenen Text. Beim Vorlesen bemerkt man Tippfehler, Buchstabendreher oder Formulierungen, die einfach nicht passen!
Möchte man selbst nicht aufnehmen, kann man sich (semi)professionelle Sprecher:innen buchen. Die haben ihren (berechtigten) Preis, hier lohnt es sich, darauf zu achten, ob Erfahrungen mit Hörbüchern vorhanden sind. Bucht man dann noch ein professionelles Mastering durch ein Studio dazu, können die Kosten schnell mehrere tausend Euro betragen. Man muss da schon einige Hörbücher verkaufen, um das wieder hereinzuholen! Hat man das Kapital nicht oder ist man eher vorsichtig, kann man ein Crowdfunding starten.
Der Markt bietet hier auch Komplettlösungen, bei der ein Anbieter die Produktion und die Veröffentlichung für Autor:innen, gegen Bezahlung, übernimmt.
Mit 900 Normseiten stößt man, gerade als Neuling, oft an Grenzen: Verlage und Agenturen sind verhalten vorsichtig, ein Roman mit 300 Seiten lässt sich schneller und günstiger produzieren. Auch meine Anfragen bei Hörbuchverlagen waren, ich formuliere es vorsichtig, eher verhalten und ich fing an, mich auf die Suche nach Sprecher:innen für die Hörbuchproduktion zu machen.
Möchtest Du Deinen Titel als Hörbuch produzieren? Jetzt loslegen.
In der Zeit bin ich dann über das Konzept von Saga Storify gestolpert und überlegte mir, es zumindest zu versuchen: Saga Storify legt die Kosten für die Produktion vor, Autor:innen werden an den Einnahmen erst dann beteiligt, wenn die Kosten eingespielt sind.
Auf der Webseite reichte ich mein Manuskript mit ein paar Daten ein und dann wartete ich, bis ich das schon vergessen hatte.
Parallel dazu machte ich mir Gedanken, wie ich ein Crowdfunding für das Hörbuch angehen müsste. Die Gagen für die Sprecher:innen und die Kosten für das Mastering hatte ich ermittelt, die Summe, die sich daraus ergab, war schon erschreckend hoch. Hinzu würden ja noch Gebühren für die Plattform selbst kommen, die Kosten für die Goodies (und den Versand) und ein kleiner Puffer, weil der ein oder andere Crowdfunder ausfallen würde.
Als dann die Anfrage von Saga Storify kam, ob ich beide Bände meines Romans anbieten würde, war ich erst überrascht: Wie oben erwähnt, hatte ich das schon fast vergessen und erst als ich deren Webseite besucht habe, war ich wieder im Bild.
Und danach ging es relativ schnell. Ich habe den zweiten Band zur Verfügung gestellt, der Vertrag wurde ausgehandelt und unterschrieben und ich musste, mit einem weinenden Auge, »meinen« Sprecherinnen und Sprechern absagen.
Monika, von Saga Storify, hatte mir dann eine Auswahl an Sprechern angeboten und tatsächlich war mein Favorit verfügbar. Anstatt meinen eigenen Coverentwurf für das Hörbuch zu nehmen, hat Saga Storify ein eigenes entworfen und es gefällt mir gut, trotzdem bin ich hin- und hergerissen: Die Wiedererkennung fällt dadurch weg, auf der anderen Seite ist ein neues Cover die Chance für neue Aufmerksamkeit.
Positiv überrascht bin ich, dass die Veröffentlichung doch schneller erfolgt, als ich es erwartet hätte, und ich bin sehr gespannt, wie es den Hörer:innen gefallen und ob es dem Absatz des Buches einen Schub geben wird!